Bereits bei der letzten Gemeinderatssitzung wurde in Scharnitz über ein Abänderungsprojekt der Fa. Isar Sand- und Schotterwerk bei der Schottergrube Sattelgriesmure in Gießenbach diskutiert. Und auch dieses Mal wurde der Antrag von der Tagesordnung genommen. Bgm. Isabella Blaha hatte auf die vielen Fragen, die die Gemeinderäte zuletzt gestellt hatten, nur eine einzige beantwortet. Kommende Woche soll eine Sitzung mit den Betreibern ohne Öffentlichkeit stattfinden.
„Eine Neuausschreibung ist laut Auskunft der Gemeindebehörde nicht nötig. Ganz im Gegenteil: diese würde sogar einen Vertragsbruch darstellen“, so die Ortschefin bei ihrem Eingangsstatement. „Die Fa. Gaugg braucht aber die Zustimmung der Gemeinde als Grundbesitzer für ihr Abänderungsprojekt!“
GR Gregor Glas warf ein, dass er nach der jüngsten Gemeinderatssitzung schriftlich fünf Forderungen eingebracht habe, die bis dato unbeantwortet blieben. GR Peter Reinpold ergänzte: „Wir müssen uns die Frage stellen, ob Gießenbach ein Projekt dieser Größenordnung verträgt. Es wird der Lärmpegel und das Verkehrsaufkommen steigen. Laut Gutachten braucht es für die Sattelgrießbrücke ein Statikgutachten und möglicherweise eine Tonnagebeschränkung. Außerdem geht es um die Frage des Preises!“
Die Firma Gaugg hatte laut Reinpold 50 Cent pro Kubikmeter Schotter angeboten. Er zählte verschiedene andere Schottergruben am Plateau und im Inntal auf, in denen man zwischen ein und fünf Euro pro Kubikmeter an die Gemeinde zahle!“
Aus dem Antrag las Reinpold eine Abbaufläche im Ausmaß von 6000 Quadratmetern heraus und wollte von den anwesenden Firmenvertretern wissen, wieviele Kubikmeter wirklich abgebaut werden sollten. Geschäftsführer Daniel Sailer: „Ich weiß nicht, wie du auf diese Fläche kommst. Auch die Pachthöhe ist Verhandlungssache und die 50 Cent nicht festgeschrieben. Ziel unserer Firma ist ein Abbauvolumen von zwei- bis dreihunderttausend Kubikmetern. Dieses soll aber für viele Jahrzehnte reichen. An eine stärkere Abbautätigkeit und mehr Lkw‘s als bisher ist nicht gedacht!“
Der Gemeinderat vertagte jedenfalls die Entscheidung. Man will sich kommende Woche mit den Betreibern treffen und die Vorgehensweise in einer Arbeitssitzung besprechen.
Sailer gegenüber der PZ: „In der Sattelgriesmure bauen wir seit vielen Jahren Schotter ab und geben diesen auch kostenlos an Scharnitzer Häuslbauer weiter. Da die bisherige Abbaufläche erschöpft ist, möchten wir künftig auf angrenzenden Flächen jeweils in Schritten von ca. 10.000 Kubikmetern weiter abbauen. Wenn diese Fläche wieder erschöpft ist, wird diese mit Aushubmaterial aufgefüllt und renaturiert, damit die Eingriffe nicht weithin in der Natur sichtbar werden.“
Umdenken nötig!
Die jüngste Scharnitzer Gemeinderatssitzung hat es wieder einmal unterstrichen: Im Scharnitzer Gemeinderat kommt man nicht vom Fleck! Mindestens fünf Gemeinderäte hatten die letzten Protokolle nach unerledigten Anfragen und Beschlüssen durchsucht. Bgm. Isabella Blaha hatte viele Auskünfte gerade in den „letzten Tagen oder Stunden“ erhalten und sie daher „noch nicht an den Gemeinderat weitergeleitet.“ Und schließlich wurde über die Parkplatzsituation und das Wildcampieren in der Länd gestritten und die Debatte endete – statt in Ergebnissen – in Schreiduellen.
Dabei gibt es gerade jetzt genug zu tun, um aus den Corona-Töpfen von Land und Bund zu profitieren und die marode Gemeindekasse mit Fördergeldern für ein paar überfällige Projekte aufzufüllen: Kindergarten ausbauen, Gehweg über die Bundesstraße in Gießenbach, Brücken sanieren, Wasserfassung erneuern…
Wenn im Herbst beim Land keine Anträge eingehen, müssen sich wohl auch jene Gemeinderäte, die Bürgermeisterin Blaha ständig Untätigkeit vorwerfen, die Frage gefallen lassen, ob sie zum Wohle der Gemeinde Scharnitz handeln. Auch bei der Schottergrube Sattelgriesmure geht es letztlich ums Geld. Wenn also entschieden und Subventionen beantragt werden, wird man auch die finanzielle Misere leichter in den Griff bekommen. Mit Streit allein wird hingegen der Stillstand prolongiert!
Bernhard Rangger