Hat Seefeld die WM-Gelder des Bundesministeriums, die nie vollständig ausgezahlt wurden, vertragswidrig verwendet? Das Sportministerium und die Bundesfinanzprokuratur ordneten jedenfalls eine Prüfung an. Während Tirols Oppositionsparteien Neos und Liste Fritz bereits von einem handfesten Finanzskandal sprechen, gibt sich der zuständige Sportlandesrat, LH-Stv. Georg Dornauer, noch zurückhaltend: „Bevor nicht alle Fakten am Tisch liegen, darf es zu keinen Vorverurteilung kommen!“. Bgm. Markus Wackerle: „Wir haben bis 23. Feber Zeit, die Missverständnisse aufzuklären. Da teilweise Unterlagen fehlen, kann ich nur auf die hohe Politik hoffen, dass das ganze geklärt wird.“
Um wirklich Licht in die Sache zu bringen, ist es nötig, ganz nach hinten zu blicken: Als Seefeld 2014 in Barcelona überraschend den Zuschlag für die Nordische WM 2019 erhielt, ging man noch davon aus, keine WM-Bauten sondern nur temporäre Zelte und Container zu errichten. Die errechneten Gesamtkosten betrugen 16,5 Mio. Euro. Doch bereits bei den ersten Verhandlungen über die Finanzierung ließen Land und Bund durchblicken, dass man nicht gewillt sei, in Wettkämpfe zu investieren, bei denen kein nachhaltigen Impuls für die Sportinfrastruktur geschaffen werde. Die Kosten stiegen daher auf 28 Mio. Euro. Bereits zu diesem Zeitpunkt legte der Gemeinderat eine Kostenobergrenze von 4,5 Mio. Euro für die WM fest. Der TVB fixierte, seinen Anteil großteils mittels Kredit zu bezahlen. Sportminister war damals Burgenlands LH Hans-Peter Doskozil, dessen schriftliche WM-Förderzusage jedoch ausblieb.
Bis zur WM waren weitere vier Minister zuständig. Ob es mit einem von ihnen Gespräche über die Erhaltung und Nachnutzung der WM-Bauten gegeben hat, ist unklar. Vizekanzler Werner Kogler war jedenfalls erst ab 2020 – also nach der WM– für die Abrechnung zuständig. Die schriftliche Bestätigung des Bundes, dass man sich mit 8,9 Mio. Euro an den WM-Bauten beteilige, kam vom damaligen FPÖ-Vizekanzler Heinz-Christian Strache wenige Monate vor der WM, als die Kosten bereits auf 30,7 Mio. Euro angestiegen waren. LH Günther Platter und Stellvertreter Josef Geisler hatten Bgm. Werner Frießer geholfen, einen Kontokorrentkredit für die Mehrkosten aufzunehmen, für den es keinen Gemeinderatsbeschluss gab und Geisler hatte einem Seefelder Verhandlungsteam um OK-Chef Frießer zugesagt, dass das Land die Restfinanzierung übernehme, sollte der Bund seine Subvention nicht auf ein Drittel der Gesamtkosten aufstocken.
Sportsektionschef Philipp Trattner, der heute noch im Sportministerium seine Arbeit verrichtet, wollte kurz nach der WM eine persönliche Aussprach mit dem Seefelder Ortschef. Als dieser einen gemeinsamen Termin mit LH-Stv. Geisler und den Landesbeamten vorschlug, kam das Gespräch aber nicht mehr zustande.
Nach der WM erfolgte jedenfalls die WM-Endabrechnung nur mit dem Land Tirol, das auch die zugesagten Förderungen anstandslos auszahlte. Wie Bgm. Markus Wackerle erfuhr, wurden mehrfach Abrechnungen ans Bundesministerium geschickt: „Da aber dreimal unterschiedliche Zahlen eintrafen, wurden die Beamten in Wien hellhörig.”
Er habe allerdings von diesen unterschiedlichen Abrechnungen erst erfahren, als er die Nachfolge Frießers angetreten hatte. „Ich bemühe mich seither ebenfalls um einen Termin im Sportministierium, um alle offenen Fragen zu klären. Während ich bisher nur vertröstet wurde, hatten LH-Stv. Georg Dornauer und ich am 30. Jänner einen Termin bei Vizekanzler Kogler gehabt. Doch kurz davor tauchten die Vorwürfe auf.“
Warum geht es: die Bundesfinanzprokuratur übermittelte einen Fragenkatalog, den die Gemeinde bis 23. Feber beantworten muss. Wackerle: „Es geht um die Beteiligung des TVB. Dieser hat seinen Finanzierungsanteil zum Teil mit einem Kredit abgedeckt, wurde aber nach der WM Eigentümer des Technical Centers. Die Juristen möchten jetzt wissen, auf Grund welcher Verträge das vom Bund gefördertes WM-Bauwerk veräußert wurden. Wir haben daher alle Gesprächsprotokolle und Akten durchforstet, bisher aber nirgendwo einen Vertrag oder ein Gesprächsprotokoll mit einem der vielen Minister gefunden, das Licht in die Sache gebracht hätte. Langsam hoffen wir nur noch, dass die hohe Politik eine Lösung findet.“
Während die offiziellen Stellen des Landes vorerst zur Causa „WM-Seefeld“ schweigen, meint LH-Stv. Georg Dornauer: “Ich will Seite an Seite mit Seefeld diese Situation lösen und gemeinsam mit der Gemeindeführung alle offenen Fragen rechtzeitig beantworten.” Tirols Oppositionsparteien wittern hingegen bereits ein riesiges „Finanz-Fiasko“. Klubobmann Markus Sint von der Liste Fritz schreibt zum Beispiel in einer Presseaussendung: „Die Party ist vorbei, der Kater ist gewaltig!“ Und Dominik Oberhofer von den Neos meint: „Sollten sich die Vorwürfe des Bundesministeriums bewahrheiten ist das nicht nur ein Finanzkrimi, sondern der Gipfel an Intransparenz und Fördermissbrauch!”
Hat Seefeld bei den WM-Geldern “getrickst”?
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