Auf Einladung de SPÖ-Ortsvereins Mittenwald fand kürzlich im Hotel Post ein gut besuchtes Symposium zum Thema “Der Kranzberg im Zentrum des Klimawandels – Was tun?“ statt. Ca. 80 Interessierte, darunter auch Vertreter der anderen Gemeinderatsfraktionen, folgten der Einladung und lauschten gespannt den Kurzverträgen von Politikern, Kranzbergnutzern und Vertretern diverser Interessenvertretungen. Bei der anschließenden Diskussion wurde klar, dass die Mittenwalder „ihren Kranzberg“ samt kleiner Verbesserungen weitgehend erhalten wollen.
Allen voran Klaus Wurmer, der seit 54 Jahren mit seiner Familie ein kleines Familienskiparadies betreibt. Mit Tränen in den Augen kämpfend meinte er am Rednerpult: “Wir geben nicht auf!” Für ihn ist der Kranzberg ein Schicksalsberg, der heuer im Winter gerade einmal 33 Skitage zuließ.
Heinz Mohr, ehemaliger Leiter des Olympia-Stützpunkts Garmisch-Partenkirchen, forderte, dem Liftbetreiber unter die Arme zu greifen. „Dieses Skigebiet, in dem viele Mittenwalder Kinder das Skifahren erlernt haben, muss mittelfristig, wenigstens für zwei Generationen, erhalten bleiben.“ Er regte eine verbesserte Beschneiung und eine Subvention aus dem Rathaus an. „Eine direkte Förderung geht nicht“, klärte Bgm. Enrico Corongiu auf. „Da gibt es doch sicher eine Grauzone“, meinte Mohr. „Wir haben es sogar beschlossen“, entgegnete der Orstchef. „Den Beschluss haben die Behörden aufgehoben. Private Unternehmen können nur Land und Bund unter die Arme greifen.”
Laut Manuel Hubert von der Alpenwelt Karwendel kommen im Winter ohnehin nur 30 Prozent der Gäste nach Mittenwald: “Außerdem haben wir ein Infrastrukturproblem, da bei einem Sauwetter nur wenige Betriebe offen haben, wo der Gast die Zeit überbrücken kann.“ Matthias Pöll von den Gemeindewerken warnte vor kostenintensivem Aktionismus: “Man muss nur auf Seefeld schauen, um zu erkennen, das Großinvestitionen nicht zwangsläufig Erfolg bedeuten. Auch müssen wir darauf achten, ein Erholungsgebiet zu schaffen, bei dem sich Wanderer und Radfahrer nicht in die Quere kommen!”
Wolfgang Kraus von der Naturschutzbehörde Garmisch-Partenkirchen machte klar, dass größere Projekte wie ein Erlebnispark oder ein Flow-Trail am Kranzberg ohnehin nur wenig Chancen auf Umsetzung haben: „Vor 70 Jahren gab es in Südbayern noch 40.000 Hektar Buckelwiesen. Nur ca. 500 davon sind übriggeblieben. Sie sind Heimat vieler bedrohter Wiesenblumenarten und diese werden von den Bewirtschaftern des Kranzbergs in lobenswerter Weise gepflegt.” Auch DI Wolfgang Schwind warnte: “Finger weg vom Kranzberg. Downhillstrecken haben da oben nichts verloren. Wir müssen das Spazier- und Familienskigebiet erhalten und den sanften Tourismus fördern!” Christoph Sprenger, ein Grundbesitzer, war in Oberammergau, um sich vom dortigen Flow-Trail ein Bild zu machen: „95 Prozent sind Tagestouristen. Sie lassen ihren Abfall da und sonst nichts.“
SP-Ortsvereinsobfrau Ursula Seidel, die auch durch die Diskussion führte, freute sich: “Wir von der SPD sind so einen Auflauf nicht gewohnt. Wir wollen die Ideen von heute mitnehmen, diese intern vor allem im Gemeinderat diskutieren und dann bei einem zweiten Symposium die Ergebnisse präsentieren.”
Letztlich gab es auch von Franz Schmaus den Aufruf, ein externes Gremium zu installieren, damit dieses abseits der Parteipolitik Vorschläge für die weitere Vorgehensweise erarbeitet. Nachdem sich mit Ex-Skiklubobmann Wolfgang Schmid auch gleich ein zweites Mitglied dafür meldete, wurde laut GR Bärbel Rauch in der Folge (die Presse war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr anwesend) mit der Sondierung weiterer unabhängiger Mitglieder begonnen.
Kranzberg muss Kleinod bleiben!
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