2018 kaufte TBA II von Loek Beuker den Seefelder “Camp Alpin” und stellte im Seefelder Gemeinderat ein Projekt vor, mit dem man den wunderschön gelegenen Platz touristisch attraktiver gestalten könnte. Obwohl das Projekt mittlerweile dreizehn Mal an Behördenwünsche angepasst wurde, kam es nie zu einer Ablehnung. Trotzdem ist Beuker nach nunmehr sechs Jahren froh, dass im Juni endlich die Baumaschinen anrollen. Kurz vor dem Baustart führte Bernhard Rangger mit dem Neo-Seefelder (er wohnt seit sechs Jahren in Seefeld) das folgende Interview.
PZ: Herr Beuker, die Erleichterung ist ihnen anzusehen. Sie haben seit Dezember 2023 einen gültigen Baubescheid.
L. Beuker: Eigentlich sind wir in Seefeld, aber auch bei den Behörden im Land immer sehr gut aufgenommen worden. Man hat früh einer Umwidmung zugestimmt und uns immer wieder zu erkennen gegeben, dass man das Projekt will. Die Abstimmungen in den Details haben sich allerdings in die Länge gezogen. Auch jene Politiker und Medien, die uns publikumswirksam einen Ausverkauf der Heimat vorgeworfen haben, haben zwar eine Bühne für ihre Interessen gesucht, wir haben aber immer miteinander geredet und so ist es gekommen, dass wir nunmehr über einen Baubescheid verfügen, der zwar zu 13 Projektvarianten geführt hat, am Ende aber eine Genehmigung bekommen hat.
PZ: Am Beginn der Debatte wolltet ihr knapp 500 Betten in Mobile Homes errichten.
L. Beuker: Als wir beim ersten Mal zum Land fuhren, erhielten wir genau deshalb eine Lektion ins Sachen Tiroler Campinggesetz. Unser Projekt sei zwar erlaubt aber nicht erwünscht, hieß es. Sowohl der Gemeinderat als auch die Aufsichtsbehörde bevorzugten ein nachhaltiges, hochwertiges Tourismusprojekt. Das bedeutete zwar eine viel höhere Investition, aber das war für uns prinzipiell kein Problem. Unser Ziel war und ist es, so viele Übernachtungen wie möglich zu verkaufen. Und das kann man auch sehr gut in hochwertigen Appartements machen. Ab März 2020 folgte dann die Coronakrise und die Banken stellten niemandem mehr Kredite für touristische Einrichtungen zur Verfügung. Deshalb haben wir damals mit der Gemeinde Seefeld einen Raumordnungsvertrag abgeschlossen und uns auf ein Buy-to-Let-Model eingelassen, wo einerseits klare Nutzungsregeln vorgegeben wurden und anderseits Privatinvestoren Geld zur Verfügung stellten, damit dieses Projekt überhaupt umgesetzt werden kann. Dieser Raumordnungsvertrag ist viel strenger als das Tiroler Raumordnungsgesetz und garantiert eine 100-prozentige touristische Nutzung. Alles ist also sehr gut geregelt.
PZ: Warum habt ihr Euch nicht zu einer Projektverkleinerung durchgerungen?
L. Beuker: Für uns ist dieses Projekt mit hoffentlich 140.000 Nächtigungen im Jahr klein, für Tiroler und Seefelder Verhältnisse ist es ein Großprojekt. Wir brauchen den Campingplatz und die große Anzahl an Betten, damit wir die zentralen Einheiten wie Schwimmbad, Wellness, Parkanlagen, Kids Play Ground oder den Village Shop uvm. überhaupt finanzieren können. In den Appartments werden auch viele Menschen leben und im Park Geld verdienen. Es werden also keine illegalen Freizeitwohnsitze geschaffen. Ohne die Kombination von ausreichend Appartements mit Hotel Facilities würde sich ein so aufwendiges Konzept nicht rechnen. Wir haben ja über den Raumordnungsvertrag festgelegt, dass der Platz für immer als Vermietungsbetrieb erhalten werden muss.
PZ: Welches Konzept steht hinter dem Seefeld Village?
L. Beuker: Wir nennen es Self-Catering-Holidays. Die Gäste, die hierher kommen, finden vor Ort alles vor, was sie zum Urlaub machen brauchen. Sie buchen aber nur die Nächtigungen und können selbst aussuchen, ob sie beim Eurospar einkaufen oder in der Fußgängerzone Essen gehen oder nicht. Wir kalkulieren, dass die Gäste durchschnittlich zwei von fünf Urlaubstagen die Angebote in der Anlage nutzen. An anderen Tagen werden sie im Appartement selbst Frühstück oder Abendessen kochen und ihre Freizeit anderswo verbringen. Es wird eine leistbare Variante sein, in Seefeld Urlaub zu machen. Es wird kein neues Dorfzentrum geschaffen. Aber wir erweitern Seefeld um das Campingareal. Und daher werden wir auch mit dem Tourismusverband versuchen, die Fahrrad- und Gehwege ins Dorfzentrum und nach Wildmoos auszubauen.
PZ: Wie lange soll die Bauphase dauern?
L. Beuker: Seit Anfang Mai haben wir mit der Firma Swietelsky begonnen, eine Projektzentrale einzurichten. Heuer werden die Erdarbeiten durchgeführt und die Rohbauten für die Tiefgarage und die ersten von insgesamt fünf Appartementhäusern errichtet. Im heurigen Winter werden dann die Baumaschinen ruhen, ehe wir in den kommenden zwei Jahren das Projekt weitgehend fertig stellen wollen. Es ist uns auch ein Anliegen, den Campingplatz in der Bauphase weiterzutreiben. Da wir dazu aber ein nahegelegenes Grundstück bräuchten, damit sich die Campinggäste in der Zwischenzeit auch wohl fühlen, kann ich das noch nicht versprechen. Im Herzen der Anlage entsteht ein Park mit Bach und Bäumen, weil wir für das Projekt 6000 Quadratmeter Wald roden mussten und diese 6000 Quadratmeter der Natur zurückgeben wollen. Obwohl auch schon früher an einzelnen Tagen bis zu 500 Gäste und mehr am Seefelder Camp Alpin übernachtet haben, wollen wir die Saison deutlich ausdehnen und die ursprünglichen 32.000 Nächtigungen verfünffachen. Das ist klimabedingt nur mit 110.000 Kubikmeter umbauten Raum an fixen Bauten möglich.
PZ: Sie sind Holländer, der seit sechs Jahren in Seefeld wohnt. Werden Sie von den Leuten als heimischer Unternehmer wahrgenommen?
L. Beuker: Die Menschen hier reagieren sehr unterschiedlich. Ich fühle mich nach sechs Jahren als Seefelder und wir sprechen mit meinen Kindern zuhause tirolerisch. Ich konzentriere mich auf ein touristisches Projekt, das es schon früher in Seefeld gab und es soll für die Region und die Gäste, die hierher kommen, attraktiver werden. Viele Einheimische verstehen das, einige natürlich auch nicht. Letztlich kommt es beim Projekt nicht darauf an, ob ich Holländer oder Tiroler bin. Es muss ein Gewinn für die Region sein und deshalb freuen wir uns über den Baustart.
PZ: Wir wünschen weiterhin viel Erfolg.
Seefeld Village – statt Camp Alpin
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