Start Allgemein „Ohne Corona steht Seefeld gut da!“

„Ohne Corona steht Seefeld gut da!“

„Wenn ich alle Schulden und Haftungen der Gemeinde Seefeld zusammenzähle, komme ich auf eine Gesamtverschuldung von rund 60 Mio. Euro“, meinte GR Sepp Kneisl bei einer der letzten Gemeinderatssitzungen. Die PZ bat daher Bgm. Werner Frießer zu einem Interview, um über die tatsächliche Verschuldung der Gemeinde Seefeld zu sprechen.
PZ: Beginnen wir einmal bei den WM-Schulden. Wird der Bund zahlen?
Bgm. Frießer: Alexander Schmid und ich waren gerade bei LH-Stv. Josef Geisler und der hat uns bestätigt, dass unsere Rechnungen geprüft und die 30 Mio. Kosten für die WM-Bauten anerkannt wurden. Der vereinbarte Finanzierungschlüssel wurde mit 40:40:20 festgelegt. Da Land und Bund voraussichtlich erst im kommenden Jahr zahlen werden, erhalten wir ein Schriftstück des Landes für die Banken, damit die Zwischenfinanzierung gesichert ist!“
PZ: Im Budget stehen 11,7 Mio Schulden der Gemeinde. Wie kommt GR Kneisl auf 60 Mio.?
Bgm. Frießer: Eigentlich sind die Schulden im Haushaltsplan genau aufgelistet. Dazu kommen natürlich auch noch die Schulden vom Schwimmbad und den WM-Sportanlagen, deren Schuldendienst ja die Gemeinde mehr oder weniger direkt bedient. Kneisl rechnet da offenbar auch die Haftungen für die Ortswärme und die Bergbahnen Rosshütte dazu. Diese hat die Gemeinde aber nur deshalb übernommen, um für diese beiden Betriebe einen wesentlich günstigere Zinssatz zu erhalten, als dies ein normales Unternehmen erhält. Wir sprechen da von einem Euriboraufschlag weit unter einem Prozent. Für diese Haftungen muss die Gemeinde wohl kaum aufkommen, weil diese bei den Bergbahnen Rosshütte schon in weniger als 1,5 Jahren auslaufen und die Ortswärme gewinnbringend arbeitet. Zudem sind die Haftungen aufsichtsbehördlich geprüft und wurden von der BH genehmigt.
PZ: In Seefeld kursiert sogar eine Schuldenaufstellung eines Bürgers, der von 82 Mio. spricht.
Bgm. Frießer: Nachdem ich weiß, dass sich dieser Bürger die Unterlagen in der Gemeinde genau angesehen, viele Zahlen aber falsch interpretiert hat, möchte ich diese nicht im Detail widerlegen. Nur soviel: Eine AG, eine GmbH und eine Gemeinde sind finaziell völlig anders agierende Betriebe. Außerdem ist es ein mißverständlicher Ansatz, wenn man Schuldenstände, Baukonten, Haftungen und Beteiligungen einfach zusammenrechnet, ohne zu wissen, wieviel davon bereits bedient wurden. Was mir derzeit mehr Sorgen macht ist die Corona-Krise. Unser Budget wurde ja auf völlig anderen Grundlagen erstellt, als wir sie nun tatsächlich haben.
PZ: Muss man in Seefeld den Gürtel bald enger schnallen?
Bgm. Frießer: So wie es momentan aussieht, nicht wirklich. Wir haben das Glück, dass mit Ausnahme von vier Hotelbetrieben alle im Sommer aufgesperrt haben. Auch die Entwicklung der Nächtigungen war zuletzt sehr positiv. Niemand von uns hat es aber in der Hand, wie sich der Winter entwickeln wird. Sollte bei uns so ein Cluster wie in St. Wolfgang auftreten, dann ist der Imageschaden gleich so groß, dass das massive Auswirkungen aufs Budget hat.
PZ: Gibt es Einbrüche bei den Gemeindesteuern?
Bgm. Frießer: Bei der Kommunalsteuer nur marginal, da die Betriebe ihre Mitarbeiter angemeldet haben. Bei der Spielbankenabgabe verzeichnen wir ein großes Minus, da das Casino lange geschlossen war. Die Auswirkungen auf Wasser, Kanal und Müll spüren wir erst zeitversetzt, da wir in den Monaten März bis Mai nie größere Einnahmen in diesem Bereich haben. Damit es aber zu keinen Budgetproblemen kommt, appelliere ich an die Vernunft aller: Haltet Euch an die Corona-Maßnahmen der Regierung. In Tourismusgemeinden können wir uns keine Ansteckungen leisten.
PZ: Welche größeren Ausgaben stehen heuer noch an?
Bgm. Frießer: Wir haben nahezu alle unsere Gemeindeinfrastrukturen saniert. Die ‚neue‘ Feuerwehrhalle ist eigentlich das älteste Gebäude im Ort. Wir müssen zwar einige Straßenzüge und Wohnungen noch erneuern, aber wenn wir zu keinem Corona-Cluster werden, geht unsere mittelfristige Finanzplanung mit Sicherheit auf und wir haben somit in Zukunft absolut nichts zu befürchten!
PZ: Danke fürs Gespräch.

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