Start Allgemein Wackerle erhält derzeit nur Vize-Gehalt

Wackerle erhält derzeit nur Vize-Gehalt

Vize-Bgm. Markus Wackerle tritt ein schweres Amt an. Das zeigte die jüngste Seefelder Gemeinderatssitzung, die eigentlich sehr sachlich verlief. Keine Gemeinderatsfraktion fand einen Nachfolger für Bgm. Werner Frießer. Trotzdem muss Wackerle als Vizebürgermeister bis zur Gemeinderatswahl 2022 die Geschicke der Gemeinde regeln.
GR Sepp Kneisl machte klar, dass sich Markus Wackerle einen großen Rucksack umbinde, bei Verbindlichkeiten in der Höhe von 60 Mio. Euro das Bürgermeisteramt zu übernehmen. Er forderte daher die Liste „Seefeld bewegen“ auf, im Sinne einer guten Zusammenarbeit Wackerle zum Bürgermeister zu küren. GR Andergassen konterte, dass es auf Grund seines Listenaustritts und der Vorfälle in der Vergangenheit nicht zur Debatte stehe, Wackerle vorzuschlagen. Alle waren einig, dass man jetzt nach anderen Lösungen suchen müsse, Wackerle durch zusätzliche Aufwandsentschädigungen den Gehalt aufzubessern. Wackerle: „Die Verwaltung unterstützt mich sehr und dafür möchte ich mich öffentlich bedanken!“
Das große Problem: Rosshütte, die WM-Sportanlagen und das Schwimmbad samt Sport- und Kongresszentrum sind in großen finanziellen Nöten. Gemeinderat und Überprüfungsausschussobmann Alexander Schmid etwa meinte: „Der Hut brennt. Die Bergbahnen weisen zu wenig Eigenkapital auf. Deshalb erhalten wir keine Corona-Förderungen. Bei den WM-Sportanlagen, die wir für den landesweiten Sportnachwuchs und internationale Bewerbe gebaut haben, können wir nie die Erlöse erzielen, um diese Anlagen aus eigener Kraft zu finanzieren. Beim SKZ mussten wir im Budget die Zuschüsse so stark kürzen, dass die Abgänge aus den Betriebskosten nicht abgedeckt werden können. Durch Corona sind aber die Besucherzahlen so stark zurückgegangen, dass wir noch einen erheblichen Anteil zum Betrieb dazuschießen müssen.“
Vizebürgermeister Wackerle sieht die Lage zwar als äußerst ernst, will die Betriebe aber keinesfalls schließen: „ Was wir jetzt brauchen, ist ein offener und ehrlicher Kassasturz. Wir müssen alle drei Betriebe auf den Kopf drehen und schauen, was wir retten können.‘‘ Dazu bedient er sich der Firma von Ortswärme-GF Andreas Glatzl und dessen Unternehmensberatungsfirma Mach: „Wir warten auf deren Prognose und wollen dann im Rahmen einer Gemeindeinformationssitzung darüber aufklären, zu welchen Lösungen wir gekommen sind.Die Hoffnung, alle Betriebe offen halten zu können, ist noch gegeben. Im September wird über Finanzspritzen entschieden.“
GR Mario Marcati fragte, ob man den Auftrag für diesen Kassensturz öffentlich ausgeschrieben habe. Dazu Wackerle: „Das haben wir bewusst nicht getan, da der Zeitdruck so groß ist und ein fremdes Unternehmen eine längere Einarbeitungszeit gebraucht hätte. DI Glatzl kennt hingegen die Situation aus dem Aufsichtsrat der BIG und seine Leute können sofort loslegen!“
Der Vize hofft, bis September auch auf klare WM-Förderzusagen vom Bund. „Wir glauben, dass wir gute Chancen auf zwei Millionen haben. Für den Restbetrag muss dann das Land einstehen. LH-Stv. Geisler hat ja mehrfach angekündigt, bei Ausfällen der Bundessubvention einzuspringen. Bei den WM-Sportanlagen haben wir eine Betriebspflicht. Auch da braucht es reellere Lösungen, damit wir den Betrieb aufrecht erhalten können. Momentan sind diese Anlagen ja noch neu. Wie sieht es aber dann aus, wenn wir Sanierungen stemmen müssen?“ GR Alexander Schmid versuchte die Gründe für das finanzielle Desaster zu erläutern: „Coronabedingt blieben die Gäste aus und unser Budget ist in sich zusammen gefallen. Es ist wirklich höchste Eisenbahn, dass wir da das Ruder herumreisen. Wenn der Tourismus in Seefeld nicht läuft, schauen wir blöd drein!“
Wackerle berichtete, dass er erfolgreich mit dem ÖSV ausverhandelt habe, dass der Nordische Weltcup in Seefeld auch 2022 abgehalten werde: „Wir haben Fixsummen ausverhandelt und müssen, wie im Vorjahr, 90.000 Euro zuschießen, in den kommenden beiden Jahren 95.000 Euro. Bisher hatten wir bis zu 300.000 Euro bezahlt. Jetzt laufen die Verhandlungen mit dem Skiclub, ob er die Veranstaltung weiter durchführen wolle. Ansonsten hat der ÖSV zugesagt, dass es genügend auswärtige Vereine gäbe, die ein Interesse an der Durchführung hätten!“
GR Andergassen betonte, dass die Einsparung auf die WM-Bauten zurückzuführen sei: „Es sind keine Tribünen mehr nötig!“ GR Marcati: „Diese Veranstaltung ist für Seefeld enorm wichtig!“ GR Schmid: „Der Gemeinderat sollte ein Interesse daran haben, dass dies der örtliche Skiclub macht und nicht irgend jemand aus Salzburg!“
Mit einer Enthaltung wurde dem Bau eines neuen Hotels am Areal zwischen dem Parkplatz der Raiffeisenbank und dem Hotel Eden zugestimmt. Es sollen dort auch die Apotheke, ein öffentliches Restaurant und eine Tiefgarage entstehen. Bedenken gab es wegen der Verkehrssituation, insbesondere wegen der Zulieferer und der Apothekenbesucher. Zum positiven Beschluss führten hingegen die Argumente, dass alle Voraussetzungen erfüllt wurden und die Stellungnahmen der Ämter positiv ausfielen. Allgemein wurden die Fassadengestaltung für schön und der Standort nahe der Kernzone als ideal empfunden.
Drei Enthaltungen gab es schließlich bei einem Beschluss über eine Restauszahlung an die Schneider Projekt GmbH in der Höhe von 5900 Euro. Wie Amtsleiter Edi Hiltpolt berichtete, hatte Wolfgang Schneider ein Subventionsansuchen für die Beschneiung in der Höhe von 200.000 Euro gestellt. Außerdem wurden im Zuge der WM wegen des Speicherteichs und des neuen Liftparkplatzes mehrere Gründe getauscht. Da man im Moment Gespräche über die gemeinsamen Liftkarten in Seefeld führe und dafür ein kooperatives Gesprächsklima nötig sei, ersuchte er die Gemeinderäte, diesen Differenzbetrag zur Anweisung zu bringen, damit die langjährigen Streitigkeiten beigelegt werden.
Wackerle hofft überdies, eine Lösung für das vom Einsturz bedrohte Hotel Schneeweiß zu finden: „Ich hab mit einer Eigentümervertreterin gesprochen, dass Erlebnistrip-Jugendplattformen dazu auffordern, in der Ruine zu übernachten. Die Polizei hat keine Handhabe, versuche aber durch Präsenz die Jugendlichen abzuhalten, in den Bau einzusteigen. Man hat mir versichert, dass man eine stabile Absperrung aufstelle und einen Abriss prüfe!“

Keine Pleite!
Nach den Presseartikeln der vergangenen Tage fragten sich viele, ob die Seefeler denn jetzt Angst haben müssen? Ist die Gemeinde wirklich pleite? Hat Bgm. Werner Frießer ein sinkendes Boot verlassen? Muss jetzt VBgm. Markus Wackerle alles ausbaden und bekommt dafür nicht einmal den ihm zustehenden Bürgermeistergehalt? In Wirklichkeit stellt sich die Seefelder Situation jedoch ganz anders dar. Die angespannte Finanzlage ist auf zwei Dinge zurückzuführen: Zum einen sind die immer noch ausständigen WM-Gelder in der Höhe von fast vier Mio. Euro für Seefeld erdrückend. Da Bgm. Frießer übersehen hat, den Überbrückungskredit dafür fristgerecht zu verlängern, wurde dieser im Jänner fällig gestellt und es kam im Gemeinderat zu heftigen Streitigkeiten samt Anzeige, die letztlich zum Rücktritt des Ortschefs geführt haben. Nicht weil Frießer schuldig war, sondern weil er sich extrem darüber ärgerte. Der zweite Faktor sind die fehlenden Einnahmen durch die Corona-Lockdowns. Zuletzt stellte sich auch noch heraus, dass die Bergbahnen Rosshütte mangels zu geringem Eigenkapital die Corona-Hilfsgelder nicht erhalten. VBgm. Wackerle ist also jetzt extrem gefordert und für Streitigkeiten bleibt eigentlich kein Platz. Die Bürger wollen Lösungen sehen und nicht, dass sich die Seefelder Kommunalpolitiker jetzt kurz vor den Wahlen die Köpfe einschlagen.
Bernhard Rangger

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