Start Allgemein Olympiaregion bereitet sich auf Sommersaison vor

[Video] Olympiaregion bereitet sich auf Sommersaison vor

„Olympiaregion wird in drei Phasen auf Normalbetrieb hochgefahren!“
Am 12. März kam der Vorstand der Olympiaregion zu einer routinemäßigen Vorstandssitzung zusammen, aus der am Ende eine Krisensitzung wurde: Drei Tage später wurden wegen der Corona-Pandemie alle touristischen Aktivitäten in Tirol eingestellt und über das Land die Quarantäne verhängt. Seither sind knapp zwei Monate vergangen. Der TVB möchte hiermit informieren, was in dieser Zeit geschehen ist und traf sich mit Obmann Alois Seyrling, den beiden Vorständen Markus Daschil und Christian Wandl sowie Geschäftsführer Elias Walser, um auf die Zeit der Ausgangsbeschränkungen zurückzublicken sowie einen Ausblick auf die Zukunft zu wagen.
Wie wirkte sich der plötzliche Shutdown aus? Walser: „In den ersten Sperrtagen gab es noch sehr viel zu tun, denn die Winteraufbauten wie Zäune oder Schilder mussten so rasch als möglich aufgeräumt werden. Mitarbeiter wurden in den Urlaub geschickt, Überstunden wurden abgebaut und wegen der Vollquarantäne mussten einige sogar ins Homeoffice. Vorstandssitzungen wurden ab dieser Zeit per Videokonferenz abgehalten. Intensiv begannen wir bereits damals über das Budget zu diskutieren!“
„Statt des bei der Jahreshauptversammlung angekündigten Zehn-Mio.-Euro-Budgets werden uns heuer im schlechtesten Fall 5,5 bis 6 Mio. Euro zur Verfügung stehen“, ergänzt Seyrling. „Damit wären nicht einmal die Fixkosten zu decken. Wir rechnen, dass die Ortstaxe um die Hälfte weniger Einnahmen bringt. Die Pflichtbeiträge wurden vom Land gestundet. Erst Ende April erfuhren wir, dass wir diese vermutlich nur zu 65 Prozent vom Land refundiert bekommen.“ Wie Wandl erklärt, wurden daher 55 Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt. „Inzwischen haben wir erfahren, dass diese Kurzarbeit nur zum Teil anerkannt wird. Das ist für unsere Region besonders bitter, weil wir wegen den vielfältigen Aufgaben, die bei einer Ganzjahresdestination viel größer sind als im Vergleich zu Regionen mit ein oder zwei Saisonen, einen höheren Mitarbeiterstand haben.“
Walser erklärt, dass man daher alle Marketingausgaben gestoppt habe, die keinen Sinn mehr machten. „Geplante Events wurden gestrichen, Baumaßnahmen, wie die Loipenunterführung in Leutasch, aufs nächste Jahr verschoben. Zum Glück haben wir viele Partner, die uns sehr gut gesonnen sind und die Verpflichtungen aussetzten oder gestundet haben!“
„Ein besonderes Anliegen ist es, dass trotz der Verschiebung der Fußballeuropameisterschaft der DFB und der ÖFB ihre Basecamps im kommenden Jahr in der Olympiaregion aufschlagen“, so Walser. „Wir haben sofort mit den Teams Kontakt aufgenommen, damit sie ihre Trainings 2021 in Seefeld abhalten.“
„Auch die übrigen Veranstaltungen wollen wir nicht ersatzlos streichen“, so Wandl. „Zum Beispiel beim Karwendelmarsch und der IML überarbeiten wir die Konzepte, um den gesetzlichen Verordnungen zu entsprechen!“
Wie soll nun aber die Wiedereröffnung der Olympiaregion funktionieren. „Da gibt es einen Drei-Stufen-Plan“, erklärt Daschil. „Die Handelsbetriebe durften als erstes öffnen. Auch die Sportinfrasturktur und die Freizeiteinrichtungen, wie Fischteich, Wanderwege, E-Bikewege, Golfplätze, Rollerstrecke oder Klettergärten machten am 1. Mai auf. In der zweiten Phase öffnen viele Almhütten und Restaurants, von denen einige auch ein Lieferservice anbieten. Ende Mai folgen dann erste Beherbergungsbetriebe. Nur die Öffnung der Seilbahnen ist unklar, da es keine Durchführungsbestimmungen gibt!“
Seyrling fügt an: „Wir waren ja mit unseren Kollegen und Mitgliedern stets in Kontakt und haben zuletzt sogar eine Telefonumfrage gemacht, um die Stimmung unter den Hoteliers abzufragen. Die hat ein sehr optimistisches Bild ergeben, sollten ab 14. Juni zumindest die Grenzen nach Deutschland und in die Schweiz aufgehen!“
„Das ist auch einer der Vorteile unserer Region, dass wir über ein breitgefächertes Freizeitangebot verfügen und nicht von einem einzigen Betrieb oder einer einzigen Sportart abhängig sind“, so Daschil. „Wegen der familiär geführten Unternehmen können wir flexibel reagieren und sofort öffnen. Auch die meisten Mitarbeiter sind da und wurden nicht wie in anderen Regionen nach Hause geschickt. Dafür auch ein herzliches Dankeschön an all jene Unternehmer, die ihre Mitarbeiterhäuser offen ließen und ihren Angestellten oft auch die Möglichkeit für Freizeitaktivitäten in ihren Betrieben während der Krise boten. Viele Angestellte in der Olympiaregion bleiben lieber in der Region und fahren nicht gleich nach Saisonende in ihre Heimat!“
„Das sind alles Beispiele, die zeigen, wie viele Stärken unsere Region hat“, freut sich Wandl. „Wir haben ein Riesenpotential, gestärkt aus dieser Krise heraus zu gehen. Vor dem Wiederhochfahren nutzen wir die Chance, um in Ruhe über unsere Potentiale nachzudenken, sie zu entdecken. Auch in sich zu kehren und Neues zu versuchen, ist jetzt möglich. Bei uns im Betrieb gibt es zum Beispiel 145 Produkte zum Frühstücksbuffet. Ich glaube, die Gäste werden es schätzen, wenn wir dieses Überangebot auf 20 erstklassige Produkte reduzieren.“ Seyrling meint dazu: „Jetzt können wir auc Altlasten los werden, vieles aufräumen und neu denken.“ Walser: „Das ist uns auch mit der Clean Up Challenge gelungen, die wir gemeinsam mit den vier Plateaugemeinden und Mösern ins Leben gerufen haben. Bisher haben Vereine und Fraktionen Aufräumaktionen in der Region organisiert. Dieses Mal haben wir uns auf drei gemeinsame Tage geeinigt und alle Bürger des Plateaus motiviert, an dieser Säuberungsaktion mitzuwirken. Mehr als 200 Helfer haben knapp zwei Tonnen Müll zusammengebracht und werden dafür mit einem Gastronomiegutschein belohnt – eine wirklich gelungene Aktion. Wir möchten uns hierfür an dieser Stelle nochmals bei allen Mitwirkenden bedanken. Vielleicht sollten wir diese Aktion in den nächsten Jahren wiederholen!“
Wandl: „Ich hab einige Bilder via Social Media gepostet und auch viele Gäste haben die Clean Up Challenge sehr positiv aufgenommen. Es war aber auch für uns gut, nicht immer nur Marketing- oder Corona-Botschaften zu überbringen. Unsere Gäste wünschen sich auch ganz normale News!“
Besonders erfreut zeigt sich Daschil über die Tatsache, dass man innerhalb der Plateaubürger während der Krise näher zusammengerückt ist: „Die Leute haben mehr Zeit und sprechen sich daher auch besser ab. Da gibt es zum Beispiel eine neue Gruppe an Gastronomen und Hoteliers, die über Öffnungszeiten, Ruhetage und ähnliches sprechen. Über solche Initiativen freuen wir uns nicht nur, der Tourismusverband übernimmt dafür auch gerne koordinierende Aufgaben und dient als Drehscheibe unter solchen Initiativen!“
Obmann Seyrling wünscht, dass seine Kollegen in der Hotellerie sich in nächster Zukunft darauf einstellen, dass Anzahlungen und Buchungen auf Grund der allgemeinen Stimmungslage später erfolgen werden und dass man mit Stornobedingungen großzügiger umgeht als in normalen Zeiten: „Dafür wäre es wichtig, bereits in Hinblick auf den Winter eine Liquiditätsplanung zu machen und mit der Bank abzusprechen, welche Unterstützungen dafür nötig sind. Sollte die Krise bis ins nächste Jahr andauern, ist es besser, wenn man nicht negativ überrascht wird!“ Wandl: „Bei den Preisen dürfen wir aber auch Selbstvertrauen an den Tag legen, denn wir bieten ein tolles Produkt. Eine Preisschlacht wäre kontraproduktiv!“
Auf einen Termin, wann der Tourismusmotor in der Olympiaregion wieder auf Normaltouren läuft, wollen sich die drei Vorstände und der Geschäftsführer nicht festlegen: „Wir arbeiten schon seit den ersten Anzeichen der Krise an neuen Säulen und Speerspitzen für unsere Region. Solange wir jetzt noch mehr Zeit für Visionen haben als im Normalbetrieb, wollen wir diese auch nutzen. Da wir sehr breit aufgestellt sind, haben wir beste Chancen. Diesen Startvorteil werden wir jetzt nutzen“, so alle vier unisono (Das Interview wurde am 30.4. geführt).

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