Start Allgemein Seefeld lässt im April das Schwimmbadwasser aus

Seefeld lässt im April das Schwimmbadwasser aus

Seit dem Rücktritt des Seefelder Bgm. Markus Wackerle am 18. Oktober überschlagen sich in Seefeld die Ereignisse: Im Gemeinderat wurde über eine „Auflösung des Gemeinderates“ debattiert – kein Ortsparlamentarier gab diesem Antrag allerdings seine Zustimmung. Eine Woche später dann die Hiobsbotschaft, dass das Schwimmbad ab März „trockengelegt“ werde. Während Sauna, Kongresssäle und Restaurant offen bleiben, wird das Olympiabad mit Den der Saison geschlossen. Die Geschäftsführerfrage ist genauso unbeantwortet, wie jene nach einem Nachfolger für den Bürgermeistersessel.
Doch drehen wir die Zeit noch einmal zurück: Beim Bezirksparteitag der ÖVP in Telfs am 9. Oktober gab es abseits der Tagesordnung nur ein Gesprächsthema: Bgm. Markus Wackerle hatte aus persönlichen Gründen seinen Rückzug aus der Politik angekündigt. Da er am 18. Oktober im Land noch einen wichtigen Termin vereinbart hatte, kündigte er damit auch seinen letzten Arbeitstag an. Die lange geplante Info-Sitzung des Gemeinderates wurde zur öffentlichen Gemeinderatssitzung umfunktioniert. Vizebürgermeister Andreas Steiner übernahm den Vorsitz, Mag. Sepp Kneisl, der bei der Gemeinderatswahl 2022 eigentlich auf Listenplatz 11 kandidiert hatte, rutschte auf Grund von Amtsverzichten von Theres Schmid und Markus Hiltpolt auf den frei werdenden Gemeinderatssitz für die Seefelder Bürgerliste nach.
Da in den Tagen zwischen 9. und 18. Oktober kein Gemeinderat eine Andeutung machte, dem scheidenden Ortschef nachfolgen zu wollen, musste über den Tagesordnungspunkt „Beratung und Beschlussfassung über eine mögliche Selbstauflöung des Gemeinderates“ abgestimmt werden. Der amtsführende Vizebürgermeister machte es nicht lange spannend und stellte die Frage, wer für eine Selbstauflösung stimmen möchte. Da alle Hände unten blieben, war die Debatte auch schon zu Ende. „Man möchte die aktuellen Probleme selbst in die richtigen Bahnen lenken,“ argumentierten die Gemeinderäte unisono.
Das bedeutet, dass die Bezirkshauptmannschaft bis Anfang Dezember einen Bürgermeisterwahltermin bekannt geben wird. Bis zu diesem Zeitpunkt kann sich eines jener rund 100 Mitglieder der vier Gemeinderatslisten für die Bürgermeisterwahl aufstellen lassen.. Findet sich ein Kandidat aus den hinteren Reihen einer Liste, muss ein aktueller Gemeinderat für ihn sein Mandat räumen. Sollte sich kein Kandidat der Wahl stellen – das hat es in Tirol bisher noch nie gegeben – löst die Behörde den Gemeinderat auf und entsendet einen Amtsverwalter.
Eine Woche nach der Gemeinderatssitzung trafen sich die Gemeinderäte zu einer weiteren Sitzung ohne Öffentlichkeit. Dort wurde gemeinsam beschlossen, die Wasserflächen im Olympiabad mit 31. März zu schließen. Da die jährlichen Abgänge vor allem wegen der gestiegenen Energiekosten eine Million Euro betragen und man vom Land aufgefordert worden sei, das Gemeindebudget dringend zu konsolidieren, wurde diese Entscheidung nötig, verlautbart Vizebürgermeister Steiner. Mit der Schließung des Badebetriebes am Ende der Wintersaison könne man das Minus im Olympiabad um 700.000 Euro reduzieren. Sauna, Kongresszentrum und Restaurant sollen offen bleiben. Für das Schwimmbad suche man einen Investor, oder es wird eine Nachnutzung geben. Auch mit den Schwimmbad-Mitarbeitern wurde über die schwierige Lage bereits gesprochen.
Ein weiteres Thema dieser Gemeinderatssitzung war, dass es durch den Rücktritt von Bgm. Wackerle keinen Geschäftsführer mehr für die WM-Sportanlagen gäbe: “Wenn wir einen externen geholt hätten, müsste dieser das Schwimmbad auf der Stelle zusperren”, so Steiner. “Da wir bei der Sitzung keinen Geschäftsführer aus den eigenen Reihen namhaft machen konnten, kann ich vorerst nur soviel sagen: es wird jemand aus dem Gemeinderat machen, genauso wie ich hoffe, dass ein Gemeinderat sich als Bürgermeisterkandidat zur Verfügung stellen wird. Da auch dieser sofort eine Entscheidung über das Schwimmbad treffen muss, da wir Gästen eine Alternative anbieten müssen und es den Mitarbeitern schuldig sind, dass sie ein paar Monate Zeit haben, sich nach neuen Möglichkeiten umzusehen, haben wir die Schließung mit März beschlossen. Im Winter sind nicht nur die Energiekosten fürs Schwimmbad höher sondern auch die Einnahmen!”

Nachdenkpause
Bis Seefeld einen neuen Bürgermeister hat, vergehen noch viele Wochen. Umso erstaunlicher, dass jetzt auf einmal, wo man eigentlich ein Beschlussvakuum erwarten würde, Entscheidungen fallen, die weit in die Zukunft reichen: So soll Ende März das Wasser im Schwimmbad ausgelassen werden. Durch den Bürgermeisterabgang gäbe es keinen Geschäftsführer und sein Nachfolger hätte diese Entscheidung ebenfalls umgehend treffen müssen, so die Argumentation der Gemeinderäte.
Doch ist nicht gerade im Winter das Aufheizen des Bades am teuersten? Welche touristische Alternative wird es gerade für Regentage statt des Schwimmbetriebs geben? Wird nicht im Feber oder März der neue Seefelder Bürgermeister sein Amt antreten? Warum ist diese Entscheidung nicht schon unter Bgm. Wackerle gefallen, der ja als „Budgetsanierer“ vor eineinhalb Jahren zur Wahl angetreten ist?
Fragen über Fragen tun sich da auf, wenn man die sich überschlagenden Ereignisse in Seefeld als Außenstehender betrachtet. Besonnenheit und Ruhe wären jetzt einmal angebracht. Wenn man das Schwimmbad ohnehin erst im März schließt, dann bleibt ja genug Zeit zum Nachdenken!

Bernhard Rangger

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