Start Allgemein „Müssen auch 2021 auf Sicht fahren!“

„Müssen auch 2021 auf Sicht fahren!“

Kurz nach Drucklegung dieser PZ-Weihnachtsausgabe ging im Olympia Sport- und Kongresszentrum die Vollversammlung des Tourismusverbands Seefeld über die Bühne. Dort berichteten Vorstand, Aufsichtsrat und Geschäftsführung über das abgelaufene Jahr und gaben einen Ausblick auf 2021. Da wir darüber nicht mehr in dieser Ausgabe berichten konnten und die Teilnehmerzahl auf 80 Besucher begrenzt war, führte Bernhard Rangger aus aktuellem Anlass folgendes Interview mit GF Elias Walser.
PZ: Das turbulente Jahr neigt sich dem Ende zu, wie war die touristische Entwicklung?
GF Elias Walser: Jänner und Februar waren sehr gut und wir hatten auch tolle Events wie die „Winter World Mastergames“ und den 50. Ganghoferlauf in der Leutasch. Dann wurde aber die Saison durch Covid-19 abrupt beendet. Mit einem Minus der Nächtigungen von 8,1% (Quelle: https://www.ttr.tirol/statistik/statistik/wintersaison-201920) war der Rückgang im Vergleich zu den anderen 34 Regionen in Tirol am geringsten, weil die bisherige Wintersaison sehr positiv war und bei uns der Winter früher endet als in anderen Tiroler Regionen. Dafür hat uns der Lockdown und die geschlossenen Grenzen bis Mitte Juni mehr getroffen im Vergleich zu vielen anderen Regionen.
PZ: Wie war die Sommersaison?
GF Elias Walser: Wir hatten für verschiedene Szenarien geplant und die Sommersaison war dann tatsächlich sehr positiv. In Summe hatten wir einen Nächtigungsrückgang, da viele internationale Gäste nicht kommen konnten, aber unsere Kernmärkte mit Deutschland und Schweiz entwickelten sich sehr positiv.
PZ: Im Herbst war dann Corona wieder ein Thema?
GF Elias Walser: Der September war sehr stark und die Buchungen bis Weihnachten waren vielversprechend. Dann kam leider die Reisewarnung aus Deutschland und dann der Lockdown II, wo alle Unterkunftsbetriebe und Restaurants behördlich geschlossen wurden.
PZ: Wie hat der Tourismusverband darauf reagiert?
GF Elias Walser: Seit dem Frühjahr sind alle Teams mit den unterschiedlichsten Szenarien vertraut, die in Abstimmung unseres Aufsichtsrates und Vorstands erstellt wurden. Somit können wir schnell reagieren und das haben wir dann z.B. mit der kurzfristigen Einrichtung der Screeningstraße oder der App „Tracy“ erfolgreich umgesetzt. Das auf Sicht fahren hat uns seit März begleitet und wird wahrscheinlich auch noch länger der bestimmende Teil unserer Planung bleiben.
PZ: Apropos Screeningstraße: Wie kam es dazu?
GF Elias Walser: Bereits im August entstand die Idee zur Einrichtung einer Screeningstraße für Gäste. Nachdem am Freitag, den 25. September das Robert Koch Institut u.a. Tirol als Risikogebiet eingestuft hatte, konnten wir in der Nacht von Freitag auf Samstag diese Screeningstation aufbauen. Seit damals ist diese ein fixer Bestandteil unseres Covid-19-Konzeptes und wird von Einheimischen und Gästen stark nachgefragt. Natürlich bleibt das Angebot auch für die Wintersaison bestehen.
PZ: Wie hat sich Corona im Budget niedergeschlagen?
GF Elias Walser: Wir haben im März die ersten Berechnungen für das Budget angestellt. Durch Einsparungen bei Infrastrukturprojekten, Events, und Drucksorten, durch Unterstützung des Landes und die Kurzarbeit im Frühjahr, konnten wir gut auf die geringeren Einnahmen reagieren. Es wurden keine Marketingmittel gekürzt und wir blieben auf den Märkten mit der Region präsent. 2021 wird wahrscheinlich eine größere Herausforderung werden und noch schwieriger zu planen. Wir planen in allen Bereichen Einsparungen, in erster Linie natürlich dort, wo es der Gast und der Einheimische nicht wahrnimmt und unser Premiumanspruch nicht leidet.
PZ: Im Sommer wurde ein Green Deal präsentiert. Können Sie uns den kurz vorstellen?
GF Elias Walser: Es war eine Initiative unseres Vorstandes, der dazu führte, dass uns das Land als Musterregion und eine „Echt-Nachhaltige Urlaubsregion“ ausgewählt hat. Dieses Projekt soll unser Tun hinterfragen. Wir haben die ersten Dinge umgesetzt, z.B. ab kommendem Winter drucken wir unsere Druckwerke nur noch auf nachhaltigem Papier. Viele weitere Projekte sind in Planung. Die Idee kann aber nur ein fixer Bestandteil unserer Strategie werden, wenn so viele Unternehmer und Institutionen wie möglich mitmachen. Deswegen haben wir bereits viele Gespräche geführt und freuen uns über Partner, die diese Initiative mittragen.
PZ; Was erwartet ihr euch vom Winter?
GF Elias Walser: Unser Winterprodukt mit Winterwandern, Langlaufen, unsere Skigebiete, Eislaufen und der großen Fußgängerzone treffen absolut die aktuellen Bedürfnisse. Was uns natürlich aktuell auch nicht hilft, Nächtigungen zu erzielen, weil Reisewarnungen bestehen und die Hotels geschlossen bleiben müssen. Die Wintersaison wird noch nicht abgeschrieben, aber sie wird sehr kurz sein und deutlich weniger Nächtigungen und Besucher bringen.
PZ: Wie geht es den Unternehmen mit den Schließungen?
GF Elias Walser: Als Region können wir wirklich stolz auf die vielen tollen Unternehmerinnen und Unternehmer in unserer Region sein. Unglaublich, was sie sich da alles einfallen haben lassen und wie sie mit der Krise umgehen. Was man aber nicht vergessen darf ist, dass unser Tourismus immer nur als Querschnittsangebot von ganz vielen Branchen funktioniert. Es gibt zum Glück für viele Branchen gute Unterstützungen, aber andere wie z.B. Taxis, Skiverleih, Handel, Guides, Skischulen, etc. fallen bei den meisten Förderungen durch und für diese Unternehmen muss schnell eine Lösung gefunden werden. Sonst wird der Tourismus in dieser Form bei uns nicht mehr stattfinden können!
PZ: Wie schauen die nächsten Wochen aus?
GF Elias Walser: Zum Glück ist auf den Loipen, Winterwanderwegen und Rodelhügeln wieder ein Leben in unserer Region eingekehrt. Das wird hoffentlich auch über die Weihnachtsfeiertage so bleiben und dann auch einige Skifahrer zu unseren Skigebieten bringen. Zum Abschluss dieses extremen Jahres, möchte ich mich allen Menschen am Plateau für die Zusammenarbeit bedanken. Und insbesondere bei meinem großartigen Team, welches seit März einen unglaublichen Job macht! Ich wünsche uns allen Gesundheit und viel Kraft für ein gutes neues Jahr!
PZ: Danke für das Gespräch.

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