Anrainer machten in Reith vergangenen Herbst eine unerwartete Entdeckung: Aus der St. Magnus Kapelle im Reither Ortsteil Leithen erschallt nämlich seit Jahren der Klang der dort angebrachten Schellner-Glocke. Doch im vergangenen Oktober nahmen die nahe an der Kirche wohnenden Leithener einen veränderten Klang wahr. Sie kletterten aufs Dach und warfen einen Blick in den 1780 erbauten Glockenturm. Man fand eine in die Jahre gekommene Bronze-Glocke vor, die auf einer Seite einen kleinen Sprung aufwies.
Das Rätsel ob des veränderten Klangs war gelöst. Doch die erstaunliche Entdeckung folgte erst bei genauerer Betrachtung; da fiel die Jahreszahl auf, die in die Glocke eingraviert ist.
Nach Begutachtung durch die Firma Turmtechnik Grassmayr&Munter stellte sich heraus, dass diese Schellner-Glocke bereits im Jahre 1704 gegossen wurde! Noch lange bevor die Kapelle erbaut wurde. Somit gilt sie als historisch wertvolles Relikt, von dem man gar nicht mehr wusste, dass es mitten in Leithen hängt.
Die Reither Gemeindeführung überlegte in Folge dieses Erkenntnisses, was mit der Glocke nun geschehen solle. Eine Idee war, das altehrwürdige Stück auszustellen. Zuerst wollte man aber die Meinung vom Denkmalamt einholen. Dr. Gerd Pichler vom Bundesdenkmalamt stellte dazu fest, dass die Glocke von sehr hohem historischen Wert sei. Und zwar deshalb, dass es nur noch wenige Glocken von Gießer Paul Schellner gibt. Der Glockengießer war von 1702 bis 1740 in Innsbruck tätig. Es wird derzeit also vom Denkmalamt abgeklärt, was mit der Glocke zu geschehen hat.
Gewandert ist die Schellner-Glocke in ihrem Leben auf jeden Fall schon weit genug. 1917, gegen Ende des Ersten Weltkriegs, wurde sie für die Kriegsindustrie konfisziert und nach Hamburg geschickt, um dort in einer Fabrik eingeschmolzen zu werden.
Dieser Fall trat allerdings nie ein, also ging die Reise wieder zurück nach Reith. Einmal übersiedelte die Schellner-Glocke allerdings noch, als in Leithen rund um 1980 die Seefelder Straße verbreitert und die St. Magnus Kapelle abgerissen wurde. Heute hängt sie wieder in der St. Magnus Kapelle, die originalgetreu am heutigen Standort nordöstlich der Seefelder Straße nachgebaut wurde.
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