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Klausur gegen Finanzdebakel

Die Seefelder Gemeinderäte werden heuer beim Blumenschmuckwettbewerb selbst Weißwürste sieden. Mit dem Tourismusverband will man verhandeln, ob er die Kosten für eine Verstärkung der Stromleitungen zum Kurpark bzw. Dorfplatz vorfinanziert. Die Hotelbetriebe sollen ersucht werden, einen Betriebskostenzuschuss zum Eislaufplatz und zum Schwimmbad zu leisten. Die Gemeinde Seefeld ist nämlich pleite! Das ist – auf den Punkt gebracht – das Ergebnis der jüngsten Gemeinderatssitzung.
Eigentlich war die Stimmung im Gemeinderat gut – insbesondere ob der vielen gelungenen Sommerfeste: „Feuerwehrgartenfest, White Night, Altes Handwerk, Timbersports, Max Wieland auf der Rosshütte und der gelungene Seniorenausflug haben gezeigt, wie schön es bei uns ist“, meinte Bgm. Markus Wackerle in seinem Bürgermeisterbericht. „Sogar die Stimmung unter den Liftbetreibern ist hervorragend. Die gemeinsame Liftkarte wird verlängert und sogar auf den Katzenkopf in Leutasch ausgeweitet!“
Getrübt wurde diese Stimmung allerdings durch den düsteren Bericht von Überprüfungsausschussobmann Hannes Norz, der der Finanzlage der Gemeinde gar kein gutes Zeugnis ausstellte: „Bis dato haben wir 550.000 Euro mehr eingenommen als ursprünglich fürs Budget errechnet. Dieses Geld wurde aber durch notwendige Zusatzkosten bereits ausgegeben. Jetzt steht das letzte Quartal bevor, wo es wenig zu verdienen gibt. Ich befürchte also, dass wir statt der prognostizierten 2,5 Mio. Abgänge mit bis zu 3,5 Mio. abschließen. Das können wir uns heuer noch wegen eines Kassenstärkers leisten. In den kommenden zwei Jahren werden uns aber die liquiden Mittel ausgehen!“
Bgm. Markus Wackerle sieht die Situation noch nicht ganz so schwarz: „Es sind noch GAV-Mittel des Landes ausständig. Spielraum für zusätzliche Wünsche haben wir aber keinen!“ Sein Listenkollege Alexander Meissl meinte: „Wir gehen gegen die Verschuldung zu wenig entschieden vor. Vor allem die Abgänge in den Gemeindebetrieben müssen wir in den Griff bekommen!“ GR Birgit Weihs-Dopfer regte an, auch über Einsparungen im Personalbereich nachzudenken. GR Alexander Schmid wollte einmal mehr die Ortswärme bei der Triple-Weltcup-Finanzierung mit ins Boot holen und so die Kosten auf den einzigen klar positiv wirtschaftenden Gemeindebetrieb umlegen.
Bgm. Wackerle: „Ich verhandle mit den Banken an einem Vorschlag, wie wir den Frankenkredit beim Schwimmbad langfristig tilgen können. Ich bin auch ständig im Land unterwegs, um Geld dafür aufzutreiben, damit Seefeld nicht in eine ähnliches Fiasko wie Matrei stürzt. Wenn uns nichts Besseres einfällt, dann schlage ich im Oktober einen neuerlichen Klausurtag vor!“
Dieser Vorschlag wurde, vorausgesetzt man findet einen passenden Termin, einstimmig angenommen. Bei der Abstimmung über eine Baubegleitung für die „Siedlungserweiterung Leutascher Straße“ wurden hingegen weitere 20.000 Euro, die nicht im Budget vorgesehen sind, ausgegeben. Wackerle: „Wir können nicht die Häuslbauer im Regen stehen lassen. Sie wollen bauen und können nichts für die Finanzmisere der Gemeinde!“

Zusammenhalten
Der Seefelder Gemeinderat hat den wenigen Zusehern bei der jüngsten Sitzung „gute Wetterstimmung“ vorgegaukelt. Dabei rumort es im Hintergrund kräftig, da man keinen Ausweg aus der finanziellen Misere findet. Beinahe wäre die Situation auch eskaliert, als unter TO-Punkt „Allfälliges“ GR Birgit Weihs-Dopfer plötzlich aufsprang und sich nur mit viel Contenance davor zurückhielt, ihr Mandat zurückzulegen. Zwei Jahre lang hatte sie versucht, dass die Gemeinde E-Auto-Schnelladestationen in Seefeld errichtet. Die beiden Junggemeinderäte Philip Mausser und Christian Raunigger, die bei der Anbringung von Plakatwänden ebensolange auf eine Beschlussfassung warten, die aus finanziellen Gründen auch dieses Mal wieder vertagt wurde, waren gar nicht erst anwesend. GR Frank Prantl, dem man unter vorgehaltener Hand vorgeworfen hatte, dass er für seine Tochter bei der Vergabe einer Gemeindewohnung interveniert hätte, hatte bereits zuvor sein Mandat zurückgelegt. Es ist zu bezweifeln, dass dieser Gemeinderat ohne externe Berater bei der selbst verordneten Klausur den Stein der Weisen für das finanzielle Dilemma knackt. Für den Zusammenhalt braucht es die gemeinsame Tagung aber auf alle Fälle!
Bernhard Rangger

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