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Wer steckt hinter Camping-Initiative?

Über 620 Menschen haben die Petition „Campingplatz ja – Chalets und Investorenmodelle nein!“ unterschrieben. Die Petition läuft über die in Wien ansässige Plattform „mein.aufstehn.at“ und fordert den Gemeinderat und den Bürgermeister von Seefeld auf, die Interessen der Seefelder Bevölkerung zu wahren und jede wie auch immer geartete Möglichkeit von kalten Betten und versteckten Freizeitwohnsitzen zu verhindern.
Völlig unklar bleibt, wer hinter der Aktion steht: Auf der besagten Plattform kann man der Bevölkerung Seefelds und einem gewissen „Werner T.“ folgen. Die jeweils jüngsten Unterzeichner sind aufgeführt als Victoria N., Evelyn L. und Gerhard N. Auf Nachfrage der Plateauzeitung gab es vier Tage lang keine Antwort…
Auf die Initiative aufmerksam wurde die Redaktion durch Prof. Erich Thöni, der von den Initiatoren ein E-Mail erhielt, in dem angekündigt wird, dass es Zeit sei, die Petition zu übergeben: „Das soll noch vor der nächsten Bauausschusssitzung geschehen, wo der Bebauungsplan, die Umwidmungen (z.B. die Flächenwidmung als Großbeherbergungsbetrieb) und alles, was dazu gehört, besprochen werden.“
Man erläutert: „Bereits 2018 hat der Gemeinderat beschlossen, dass diese 6000 m2 verkauft werden sollen, um damit andere Kosten (Tennisanlage, Anm. der Red.) abdecken zu können. Es muss eine win-win Situation für alle gesucht werden, sodass am Schluss alle mit dem Kompromiss zufrieden sein können. Deswegen wäre der Vorschlag der Initiative: „Beschränkung des Feriendorfes auf die Fläche des Campingplatzes und Auflassen der Auflage von Campingstellplätzen. Zwischen den drei Gebäuden für die Ferienwohnungen soll es eine attraktive Grüngestaltung geben.“
Außerdem schlägt die Initiative vor, die 6000 m2 an Seefelder und Tiroler zu verkaufen. Das hat Prof. Thöni auf den Plan gerufen, der sich die Frage stellt, ob wohnungssuchende Tiroler mit der Fremdenverkehrsorientierung Seefelds harmonieren. „Was ist der Bedarf für Tiroler und warum öffnet sich Seefeld dafür?“
Außerdem will Prof. Thöni wissen, ob ein Feriendorf dem Nachhaltigkeitsbedarf der hochqualitativen Seefelder Betten, insbes. Hotelbetten entspricht. Von 620 Menschen unterzeichnet wurde jedenfalls ein Text, der folgende Thesen vertritt: Der Bedarf an Tourismusbetten in verschiedenen Kategorien sei durch eine gut ausgebaute Infrastruktur, eine moderne Hotellerie mit hochklassigem Angebot und zahlreichen Chalets und Ferienwohnungen gedeckt. Einzig eine Camping-Möglichkeit stünde seit kurzem nicht mehr zur Verfügung. Zu begrüßen sei zwar ein modernisierter und auch etwas vergrößerter Campingplatz, der Ausbau auf 500 Betten mit der Errichtung von luxuriösen Ferienwohnungen führee allerdings zu Konkurrenz. Wenn Angebot und Nachfrage aus dem Gleichgewicht geraten, führt dies zu einem Preisverfall zu Ungunsten der lokalen Hotellerie.
Die Initiatoren wenden ein, dass selbst mit Verträgen nicht zu garantieren sei, dass nicht doch noch de facto Freizeitwohnsitze geschaffen werden. Noch habe der Ort ein authentisches Gemeindeleben und würden sich die Menschen hier wohlfühlen. Es sei daher zumindest zu hinterfragen, warum einem niederländischen Investor günstiger Gemeindegrund zur Verfügung gestellt werde, während der Großteil der Seefelder Bevölkerung auf dem Privatmarkt mehr als doppelt so hohe Grundpreise für ihre Wohnbedürfnisse bezahlen müsse. Für einen Campingplatz sei das nachvollziehbar, für Ferienwohnungen und Chalets jedoch nicht.
Schließlich gäbe es in Seefeld mehrere Hotelgebäude, die leer stehen und die man neu beleben könne, anstatt unberührtes Freiland umzuwidmen. Zuletzt wird auch darauf hingewiesen, dass sich der TVB Seefeld zu einer Entwicklung in Richtung eines nachhaltigen Tourismuses bekennt, um dem Megatrend „Neo-Ökologie“ und den Bedürfnissen der Gäste Genüge zu tun. Ausdrücklich wird auf eine Förderung des Landes von 86.000 Euro aufmerksam gemacht und der Schluss gezogen, dass Umwidmungen von Freiland in Sonderfläche stark zu hinterfragen seien, wenn gleichzeitig Hotels im Dorf leer stehen. „Sie passen nicht ins Gesamtbild“, so die Conclusio der Petition.
Vielleicht noch die Fakten, über die die PZ berichtete: Der Camp Alpin wurde 2015 an die TBA II GmbH verkauft. Seit 2018 versuchen die nierdeländischen Besitzer, dort einen Landal Green Park zu errichten, der auf Drängen des Gemeinderats von ursprünglich 700 auf 485 Betten verkleinert wurde. Angestrebt wird nicht der Verkauf von Appartements und Freizeitwohnsitzen, wie das in Leutasch oder Pettneu befürchtet und daher vom Land Tirol abgelehnt wird. Vielmehr sollen dort Großfamilien Urlaub machen, von denen die jungen Leute oft weniger Komfort, die Großeltern aber zum Beispiel mehr Komfort haben möchten – so erklärten es die Betreiber im Seefelder Gemeinderat. In ganz Europa, insbesondere in den Niederlanden und in Deutschland, gibt es bereits Landal Green Parks. Vielleicht sollten sich die Initiatoren der Petition dort einmal ein Bild von einem solchen Campingplatz machen, der in Seefeld errichtet werden soll!

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